Mittwoch, 20. Mai 2009

Hilfseinsatz der Susy Utzinger Stiftung 2009

Der Kroatien-Einsatz der Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz hatte es in sich: Während vier Tagen behandelte das 5-köpfige Tierschutz-Team im Tierheim der heutigen Touristenstadt Dubrovnik rund 350 Hunde gegen Endo- und Ektoparasiten, scherte Wunden aus, entfernte tausende von Zecken, untersuchte und behandelte kranke Tiere.

Susy Utzinger kennt die Probleme, mit denen aktive Tierschützer in Touristenregionen zu kämpfen haben: „Diese Menschen kämpfen täglich um das Überleben ihrer Tierheimtiere. Wer sich fast alleine um 350 Hunde und viele Katzen kümmern muss, muss dafür sorgen, dass er den Alltag irgendwie meistern kann und hat keine Möglichkeiten, sich um Tierheimabläufe, Gespräche mit Behörden und die Optimierung der Bestandesbetreuung zu kümmern. Wenn diese Leute keine professionelle Unterstützung erhalten, gehen sie über kurz oder lang mit all ihren Tieren grausam unter.“

Das grosszügig angelegte Dubrovniker Tierheim befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Militärbasis. So hatten die Schweizer Tierschützer zusätzlich bergeweise Kriegsmaterial, Scherben und Abfall aus den Hundeausläufen zu entfernen und mussten sich dabei vor den in diesem Gebiet lebenden Giftschlangen in Acht nehmen. Das Tierschutzteam erarbeitete ein Konzept zum seriösen und tierschutzgerechten Auf- und Ausbau dieses Tierheimes und konnte den Tierheim-Betreibern nach seinem Einsatz einen Zukunfts-Plan für dieses Projekt präsentieren.

Tierärztin und Stiftungsratsmitglied Janina Werner:„Solche Einsätze machen Lust auf mehr Arbeit in dieser Form. Direkt vor Ort wird versucht in kleinen Schritten die Situation von einzelnen Tieren lebenswerter zu gestalten und ein  professionelles Projekt auf die Beine zu stellen. In einem guten Tierheim zu leben kann für viele Tiere die Rettung bedeuten, und sie davor bewahren, krank und hungernd auf der Strasse dahin zu vegetieren.“

Initiantin und finanzielle Unterstützerin dieses Hilfs- und Arbeitseinsatzes im Tierheim Dubrovnik war Anne-Marie Scheier, Präsidentin des Schweizer Vereines „Dubrovnik Tiere“. Sie arbeitete in diesen Tagen tatkräftig mit und freute sich über den Einsatz der Tierschutz-Profis: „Was ich speziell gut finde, ist, dass dieser Einsatz auf Nachhaltigkeit angelegt ist. Die Hunde kriegen nicht nur ihr Advantix und ihre Pille und dann verschwindet das Team wieder. Das ganze Tierheim-System wurde vom SUST-Team durchleuchtet und es werden Verbesserungs- und Lösungsvorschläge aufgezeigt, die sich auch durchführen lassen.“

Die anstrengenden Tage in einem Tierheim ohne fliessendes Wasser und Strom werden wohl allen Tierschützern noch lange in Erinnerung bleiben. Die diplomierte tiermedizinische Praxisassistentin Christine Frauenfelder leitet in der Schweiz das Tierheim Pfötli und war nicht das erste Mal in einem Tierschutzeinsatz dabei: „Nach solchen Einsätzen bin ich zu Hause in unserem Tierheim wieder sehr dankbar für unseren „Luxus“ und gehe viel bewusster mit unseren Recourcen um: Fliessendes Wasser, Strom und seriöse tierärztliche Versorgung für unsere Tiere sind nicht so selbstverständlich wie man manchmal im Alltag glaubt.“

Anne-Marie Scheier, Präsidentin des Schweizer Vereines „Dubrovnik Tiere“: „ Ich kenne das Tierheim Dubrovnik schon länger, in diesem Tierschutz-Einsatz aber wurden mir viele Dinge erst richtig bewusst. Ich habe viel Fachwissen gewonnen und ich habe gelernt, Tierschutzsituationen einzuschätzen. Ich bin froh, dass ich  dieses Fachwissen auch in Zukunft einsetzen kann.“

Dieser Einsatz wurde durch Croatia Airlines ermöglicht: Croatia Airlines übernahm die Flüge für das gesamte Einsatz-Team der SUST nach Dubrovnik und zurück. Wir danken Croatia Airlines ganz herzlich für diese grosszügige und wertvolle Unterstützung!

Donnerstag, 14.5.2009
- Ankunft in Dubrovnik am späten Nachmittag, Zimmerbezug und erster Rundgang im Heim
- Erstes Treffen mit der Tierheimleiterin Sandra. Sandra arbeitet hier täglich rund 14 Stunden – ohne Bezahlung. Sie führt dieses Tierheim seit 5 Jahren und wird in ihrem einfachen Lebensunterhalt von  Ihrer Familie unterstützt.
- Die Hunde leben in grossen, gut zusammen gestellten Rudeln. Fast keine Aggressionen und Streitereien.
- Da es im Hundeheim keinen Strom gibt, ist Arbeit nach Sonnenuntergang nicht möglich.

 Freitag, 15.5.2009
- Hundebehandlungen im Heim: Rund 100 Hunde behandelt mit Advantix-Spot on und Prazinon-Tabletten .
- Enormer Parasitenbefall: Tausende von Zecken abgelesen - besonders Welpen sind ganz massiv befallen. Viele Welpen sind bereits anämisch und sehr schwach. (siehe Bilder)
- Welpen mit Frontline und Banminth behandelt
- Div. sehr alte Fäden von Kastrationen aus den Operationsnarben entfernt. Gemäss Auskunft von Tierheimleiterin Sandra weigert sich der Tierarzt, auflösbare Fäden zu verwenden – diese seien zu teuer. Das Hundeheim Dubrovnik hat zur Zeit 4‘000 Euro Schulden bei seinem Tierarzt!
- Hundeleiden: Viele offensichtlich kranke und stark leidende Leishmaniose-Hunde
- Grosses Leishmaniose-Problem mit hohem Infektionsdruck (siehe Bilder)
- Eine alte, sehr schwache und kranke Hündin wurde von zwei kleinen Mädchen gefunden – Sandra ging sie holen.
- Giftschlangen: Eine tote Hornotter, die giftigste Schlange in Kroatien, im Heim gefunden.
- Tierärztin Janina Werner aus dem SUST-Einsatzteam: „Die Hunde im Tierheim Dubrovnik werden mit enormen Einsatz betreut. Durch den liebevollen Umgang sind sie sehr gut sozialisiert. Sehr eindrücklich fand ich das Rudelverhalten: Jedes Tier wusste genau, welche Position in der Hierarchie die seine war und hat sich dementsprechend verhalten. Leider besteht im Tierheim ein grosses Leishmaniose-Problem. Ich hoffe, dass wir diesem in den nächsten Einsätzen Herr werden und sich in Zukunft auch das allgemeine Parasitenproblem (Zecken) verbessert. Schade, wird im Moment der Fokus mehr auf die Therapie von Einzeltieren mit  teuren Spezialmedikamenten, anstelle einer seriösen Parasitenbehandlung aller gelegt. Eine professionelle Bestandesbetreuung fehlt und wird leider vom lokalen Tierarzt auch nicht durchgeführt.“

Samstag, 16.5.2009
- Ca. 160 Hunde gegen Endo- und Ektoparasiten behandelt
- Viele sehr scheue Hunde im grössten Rudel, welches 120 Tiere umfasst
- Einige von uns wurden heute oft markiert und standen mit nassen Hosen in der Sonne
- An vielen Gebäuden sind noch Einschusslöcher vom Krieg zu sehen
- Viele sehr kranke Hunde (Leishmaniose / Demodex), ein Hund war blind und sterbend - Augen von kranken Jungkatzen (Katzenschnupfen) gereinigt. Kriegen alle AB und Augensalbe.
- Es geht vorwärts: Heute konnten wir offenbar ein gewisses Vertrauen von Sandra gewinnen. Sie war offener und liess uns mit den Hunden gewähren. Sie erzählte uns von den Tierschutzumständen in Kroatien und von ihren konkreten Problemen.
- Janina Werner: „Dieser Einsatz lief sehr professionell ab. Das Team zeigte sich nicht besserwisserisch, sondern bewies den Leuten vor Ort zuerst, das es etwas kann und über viel Fachwissen verfügt. Erst dann wurden subtil Veränderungs- und Verbesserungsvorschläge angebracht. In diesem Einsatz haben alle gleich hart angepackt von der Einsatzleitung bis zum freiwilligen Helfer.“
- Susy Utzinger, Einsatzleiterin: „Für einen Tierschützer, der unter derart widrigen Umständen leben und arbeiten muss, bedeutet es viel, sich von Fremden etwas sagen zu lassen. Sandra hat in diesen Tagen einen grossen Schritt gemacht und uns ihr Vertrauen geschenkt. Dadurch wurde es erst möglich, mit ihr über nötige Veränderungen zu sprechen und Lösungsvorschläge zu präsentieren.“
- Christine Frauenfelder:  „ Wir haben hier den Anfang eines sehr wichtigen Weges beschritten: In diesem Tierheim muss (abgesehen von finanziellen Mitteln) vor allem Fachwissen angeliefert werden. Unser Einsatz hat bewirkt, dass wir überhaupt erst mal den Zugang zu den aktiven Tierschützern vor Ort gefunden haben – das ist ein wichtiger Anfang!“

Sonntag, 17.5.2009
- Nochmals ca. 60 Hunde behandelt – viele sehr scheu
- Aufräumen zwischen Patronenhülsen und Giftschlangen: Bei unserer Aufräumaktion wird uns noch deutlicher bewusst, dass wir uns auf einer ehemaligen Militärbasis befinden, die noch vor wenigen Jahren im Kriegszustand war. Wir haben schubkarrenweise Abfall und Kriegsrelikte aus den Ausläufen geholt (siehe Abfallbilder). Besondere Aufmerksamkeit mussten wir den Giftschlangen, die in diesem Gebiet leben widmen. Ausserdem klärte uns  unser Teammitglied Mirko über die verschiedenen Waffen, Munition und Gefahren aus der Kriegszeit auf: Nicht an jedem Kabel, das im Boden steckt, dürfen wir ziehen.
- Anne-Marie Scheier, Einsatz-Teilnehmerin und Einsatz-Initiantin: „Mich hat die Professionalität des Einsatz-Teams sehr beeindruckt: Nie gab es ein lautes Wort, nur gutes Zureden und viel Geduld. Ebenfalls beeindruckt hat mich, dass – nachdem die Hunde alle behandelt waren – sich niemand im Team zu schade war, auf dem Gelände rumzugehen und aufzuräumen.“
- Christine Frauenfelder, Leiterin des Tierheimes Pfötli: „Ich habe es genossen, mit diesen vielen Hunden zu arbeiten und ihnen  twas Gutes zu tun. Und ich hatte das gute Gefühl, dass da etwas draus wird! Sandra, die Tierheimleiterin von Dubrovnik, ist eine gute Tierschützerin und hat grosses Glück hat sie von der SUST unterstützt wirrd. Die SUST wird weiterführen, was in diesen Tagen angefangen wurde und lässt die Tierschützer vor Ort nach getaner Arbeit nicht einfach im Stich.“
- Tierärztin Janina Werner: „Dies war mein erster Tierschutz-Einsatz im Ausland. Es war spannend für mich, so zu arbeiten und auch anstrengend. Anstrengend weil hier Vieles anders ist, als wir es in der Schweiz gewohnt sind, spannend und schön, weil ich es geniessen kann, praktisch mit so vielen Tieren zu arbeiten. Ausserdem waren wir ein tolles Team, da macht die Arbeit echt Freude.“

Ein "Dankeschön" aus dem Tierasyl in Dubrovnik
"Die Tierliebe kennt keine Grenzen
Die Schweizer helfen dem Tierasyl in Dubrovnik
Es war früh morgens, die Sonne hat noch nicht die dunklen Schatten weggejagt, als wir den Hilferuf erhalten haben. Auf der anderen Seite hörte man Wellengeräusche und eine weinende Mädchenstimme: Ein Hund ist am sterben! Eine Halbe Stunde später sind wir am Ort. Er lag am Ufer, Meereswellen spülten seinen mageren und erschöpften Körper, voll Narben und tiefen Wunden. Wir trugen ihn ins Auto - er schuf es nicht alleine – hielten ihn im Schoss und trösteten ihn mit leiser Stimme und sanften Worten.

Währenddessen entfernte der Tierarzt die Kette, welche den Hals tief eingeschnitten hatte und desinfizierte die Wunden. Es war zu spät. Dieser wunderbare Hund, mit den traurigen Augen, ist an unseren Händen gestorben. Er hat aufgegeben und sich auf eine Reise, auf die andere Regenbogenseite begeben, in eine andere Dimension; weit weg von den Schmerzen und weit weg von den Menschen.

In solchen traurigen Momenten, wenn man den Glauben an die Menschen verliert, in der  grausamen Welt, haben wir den Anruf von unserer treuen Freundin Anne-Marie Scheier erhalten; sie hat vor, uns zu besuchen mit einem Team aus Suzy Utzingers Stiftung.

Für den Moment vergassen wir den verlorenen Hund und haben ihn, wie viele andere vor ihm, in unseren Herzen ruhen lassen.

Wenn die Hoffnungslosigkeit unsere Schritte verlangsamt, wenn wir das Wehklagen dieser wunderbaren Wesen hören, so eine Nachricht gibt uns unseren Glauben an die Menschheit und zaubert wieder Lächeln an unsere Gesichter zurück. Unsere Trauer trieben wir weg, um die neuen Tage an uns kommen zu lassen.

Vom 14. bis zum 18. Mai war das Team mit Susy Utzinger, Anne-Marie Scheier, Janina Werner, Christine Frauenfelder und Mirko bei uns – dem einzigen Mann, dafür aber ein besonderes Teammitglied,  sie haben fleissig in unserem Tierasyl gearbeitet und noch einmal bewiesen, dass die Tierliebe und die Freundschaft keine Grenzen kennen.
Innerhalb von vier Tagen in dem Direktkontakt mit den Hunden und Katzen, schlechten Wetterverhältnissen ausgestellt war, haben sie 357 Hunde und 58 Katzen gegen Haut- und Darmparasiten behandelt. Neben einer wertvollen Donation in Tabletten gegen Darmparasiten und Advantix; der Tierschutzverein hat ein Tierchip Lesegerät erhalten, das Hundehaus, einige Spielzeuge, Hundeketten und Hundeleinen. Die kranken Tiere sind untersucht worden, einige wertvolle Ratschläge wurden erteilt, Erfahrungen ausgetauscht und viele Tierschicksalgeschichten erzählt.

Die Hunde haben ihnen Vertrauen geschenkt; sie kann man nicht täuschen. Mit ihrem sechsten Sinn spüren sie gute Vibrationen, Mitgefühl und Freundschaft. Nur einige davon – die gefolterten und misshandelten Hunde – haben ihre Blicke hinten ihren Strähnen versteckt, wie wenn sie sich zuerst erkundigen möchten, weswegen all die Freude, das Bellen und die Spiellust ihrer Mitbewohnern; wer sind die lieben und freundlichen Menschen die sie streicheln.

Die Freude war nicht nur bei den Hunden anwesend. Sie war auch bei den Freiwilligen Helfern aus Dubrovnik spürbar.

Den unsere unperfekte Welt ist mit Grausamkeit erfüllt, aber die Tiere glauben immer noch an den Menschen, erfreuen sich ihm gegenüber und schenken ihm ihre grenzenlose Liebe. Diese Liebe zu spüren, und sie weiter zu geben ist die grösste Freude und das grösste Geschenk das sie uns geben können. Wir glauben fest dass Susy, Anne-Marie, Christine, Janina und Mirko die Liebe gespürt haben und sie in die Schweiz mitgenommen um sich zu erwärmen und es sie stärkt in ihren bevorstehenden humanitären Aktivitäten.

Die Tränen glänzten in unseren Augen, der Abschied sei zu schnell gekommen.
Die Hoffnung ist geblieben: wir werden uns einmal irgendwo wieder sehen und nochmals unseren DANK aussprechen!
Sandra Sambrailo, Tierasyl Dubrovnik"
Übersetzung: Gorana Nydegger


Quelle: http://www.susyutzinger.ch/content/home/index.php?id=378

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